Eine Spurensuche

Restschmutz als Fehlerquelle ist ein Thema in unserer Branche. Mitunter gelangen interessante Informationen zum Thema Technische Sauberkeit auch auf anderen, quasi inoffiziellen Kanälen zu uns. In einem Fall wie diesem ist uns das Ganze sogar einen Eintrag in dieser Rubrik wert.

Vor Kurzem kamen wir in geselliger Runde auf unser Tagesgeschäft zu sprechen, was ob seiner relativen Unbekanntheit nach wie vor reichlich Interesse vor allem bei technikaffinen Personen hervorruft. Dieses Mal waren jedoch nicht wir diejenigen, die etwas zu erklären oder erzählen hatten, sondern ein langjähriger Bekannter.

Eben jener ist Leiter einer Versuchswerkstatt einer technischen Hochschule. Dort hatte eine Gruppe von Studierenden den Auftrag, einen Schweißroboter zur Verbindung großer Rohrdurchmesser zu entwickeln. Das Projekt befand sich bereits in der finalen Phase, der Roboter so gut wie fertig, der Termin zur Präsentation stand kurz bevor; und genau hier lag das Problem: der Roboter zeigte sich nämlich unwillig, die ihm zugedachte Aufgabe zu erledigen. Oder vielmehr – vollständig zu erledigen. Vorgesehen war, dass der Roboter sich selbstständig um das Rohr herumbewegte und dabei eine umlaufende Schweißnaht zog. Einen Teil dieser Aufgabe erledigt er auch mit Bravour, doch kurz nachdem er die 12 Uhr-Position überschritten hatte, stockte er und lief plötzlich in umgekehrter Richtung. Zunächst wurde ein Softwarefehler vermutet und zahlreiche Stunden in dessen Entdeckung investiert. Nachdem hier der erwünschte Erfolg ausblieb, wurden verschiedenste Theorien aufgebracht und wieder verworfen, es wurde demontiert und getauscht, allein: alle Versuche ihm dieses Benehmen auszutreiben, scheiterten. Die Verzweiflung wuchs, denn die Uhr tickte. Schließlich wurde die schwere Entscheidung getroffen, das Gerät komplett zu demontieren.

Bei dieser Aktion, die sich bis weit nach Mitternacht hinzog, fiel auf, dass die Sauberkeit im Inneren des Roboters zu wünschen übrig ließ. Späne, Staub und Abrieb fanden sich an der verschiedensten Stellen. Plötzlich, die Idee – eine elektrische Querverbindung! Die infrage kommenden Stellen wurden begutachtet, und tatsächlich – an einer saß ein metallischer Partikel. Sollte dieses kleine Teil wirklich die Ursache für alle Probleme sein? Nach Entfernung des Fremdkörpers und einer gründlichen Reinigung des restlichen Umfelds wurde ein weiterer Funktionstest vorgenommen. Der Roboter lief um das Rohr herum, als hätte er nie etwas anderes getan. Durch die leichte Verschiebung der Innereien beim Überkippen wurde durch den Span ein Kontakt hergestellt, der quasi den Rückwärtsgang bestätigte. Nach all den tagelangen Überlegungen, Theorien und Arbeiten war die Ursache schlicht und ergreifend mangelnde Sauberkeit.

Zumindest an dieser Hochschule ist das Thema Restschmutz nun angekommen – und mit diesem Abend wohl auch im Bekanntenkreis.